Anfang Juli hat an der Universit?t Regensburg (UR) das erste Mal das Forum for Sustainability stattgefunden. Es stand unter dem Motto "Forschung zu und über Nachhaltigkeit". Dabei wurde das Thema durch Impulsvortr?ge aus 11 Fakult?ten der UR aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: über Mikroben, Green Lab-Zertifizierungen, nachhaltiges Finanzieren, Achtsamkeit, Digitalisierung und nachhaltige Chemie bis hin zu der Frage, wie Sprache Transformationsprozesse gestalten kann. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll die breite Palette an Themen im Bereich Nachhaltigkeit, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universit?t Regensburg arbeiten und forschen.
Zielsetzung des ?Forum for Sustainability“
Das Forum hatte zum Ziel, Forschung an der UR zum Thema Nachhaltigkeit zu pr?sentieren und die Forschenden miteinander zu vernetzen, um Austauschformate zu schaffen, interdisziplin?re Forschungsvorhaben zu erkennen und Forschungsdesiderate auszumachen. Darüber hinaus konnten Themenfelder identifiziert werden, bei denen universit?tsweite Beratungsangebote und Unterstützung hilfreich sein k?nnten. Neben Kurzpr?sentationen, in denen das eigene Forschungsthema und -interesse, m?gliche Vernetzungsthemen oder vertiefter Forschungsbedarf thematisiert wurden, konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die noch in einer frühen Karrierephase sind, in einer begleitenden Posterausstellung ihre Forschungsschwerpunkte pr?sentieren.
Forschung im Bereich Nachhaltigkeit an der UR
Das Forum for Sustainability startete mit einem Get-Together. Hier konnten bereits erste Gespr?che angesto?en und Netzwerke geknüpft werden. Der Vizepr?sident für Forschung und Nachwuchsf?rderung, Prof. Dr. Ernst Tamm, er?ffnete anschlie?end das Forum mit einem Gru?wort. In diesem betonte er, dass es sich bei dem Forum for Sustainability um eine gro?artige Chance handle, eigene Forschung vorzustellen, sich interdisziplin?r zu vernetzen und m?gliche zukünftige Projekte anzusto?en.
Um eine Vorstellung zu bekommen, was die Teilnehmenden im Rahmen dieses Formats erwarten k?nnen, gab Prof. Dr. Fabian Kindermann, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, ?konomie des ?ffentlichen Sektors, zun?chst einen einleitenden ?berblick. Anschlie?end hielt Ann-Kathrin Ro?ner (Leiterin des Green Office) unter dem Titel ?Sustainability & Opportunities for Research“ einen Vortrag zum Thema Forschung im Nachhaltigkeitskontext. Neben einer systematischen Aufarbeitung des Themenkomplexes pr?sentierte sie zahlreiche Tipps sowie eine Auswahl an Vernetzungsm?glichkeiten, nachhaltigkeitsorientierten Journals und relevanter Literatur.
In den Impulsvortr?gen wurde eine Vielzahl von Themen abgedeckt. Im ersten Themenblock zeigte der Mikrobiologe Prof. Dr. Markus Jerschek, wie sich der Metabolismus von Mikroben derart ver?ndern l?sst, dass sie industriell wichtige Produktionsstoffe wie etwa Vanillin herstellen k?nnen. Dabei er?rterte Prof. Jerschek auch die Bedeutung moderner Methoden des maschinellen Lernens für sein Forschungsgebiet. PD Dr. Jay Weymouth zeigte, wie sich durch moderne physikalische Messmethoden die Reibung zwischen Atomen messen l?sst und zeigte m?gliche Anwendungsf?lle für die Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit auf. Prof. Dr. Martijn Riool, Fakult?t für Medizin, Experimentelle Unfallchirurgie mit Schwerpunkt Knochen - und Implantatinfektionen, stellte sein klinisch-mikrobiologisches Forschungsvorhaben zu neuen Verbandsmethoden vor und bekundete sein Interesse am Aufbau eines Green Lab-Zertifikats.
Im zweiten Themenblock folgte ein Vortrag zur empirische Rechtsforschung mit verschiedenen experimentellen und empirischen Forschungsprojekten von Prof. Dr. Alexander Hellgardt, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Unternehmensrecht und Grundlagen des Rechts, und Dr. Karoline Str?hlein, Institut für Volkswirtschaftlehre und ?konometrie, die die Beurteilung regulatorischer Ma?nahmen im Umweltkontext zum Ziel haben. Daran schloss ein Beitrag aus der Betriebswirtschaftslehre zur nachhaltigen Finanzierung durch Prof. Dr. Gregor Dorfleitner, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre VII, insbesondere Finanzierung, an. Prof.in Dr. Petra Jansen, Lehrstuhl für Sportwissenschaft, referierte zur inneren Nachhaltigkeit und der Korrelation zwischen Achtsamkeitspraktiken und nachhaltigen Lebensweisen. Thematisch ?hnlich orientiert berichtete Prof.in Dr. Lea Cassar, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, über ein Forschungsprojekt der empirischen Volkswirtschaftslehre, welches aufzeigte, dass Achtsamkeitspraktiken bei Studierenden bei langfristiger Anwendung positiven Einfluss auf ihre Noten nehmen k?nnen.
Den letzten Vortragsblock begann Prof. Dr. Werner Kunz, Lehrstuhl für Physikalische Chemie, mit einem Beitrag zur nachhaltigen Chemie. Prof.in Dr. Mandy Singer-Brodowski, Expertin auf dem Gebiet der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), stellte ihr Projekt KuNaH (Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen) vor, welches bereits an verschiedenen Universit?ten durchgeführt wird. Hierbei geht es um die Bedeutung von Bildung in Hochschulkontexten zur gesellschaftlichen Transformation im Nachhaltigkeitsbereich. Anschlie?end gab Prof. Dr. Christian Wolff, Lehrstuhl für Medieninformatik, einen Einblick in eine geplante Veranstaltungsreihe für das kommende Semester, die sich aus medieninformatischer Sicht mit der Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung besch?ftigen wird. Der Abschlussvortrag kam aus der Fremdsprachendidaktik. Hier zeigten Prof.in Dr. Carola Surkamp und Fabian Krengl die Bedeutung von Sprache und Gebrauch von Sprache in Bezug auf die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft auf, und sie gaben Einblicke in ein aktuell laufendes Forschungsprojekt zu Sprache, kulturellen Kontexten und Transformation.
Vernetzungsformate
W?hrend der Pausen hatten die Teilnehmenden die M?glichkeit, tiefer ins Gespr?ch zu kommen. Auch gab es die M?glichkeit an einer Feedback-Wall Impulse für künftige Aktivit?ten im Rahmen dieses Formats zu geben. Darüber hinaus standen die Mitarbeiterinnen des Green Office (externer Link, ?ffnet neues Fenster)für Gespr?che und mit Informationen zur Verfügung. Der interdisziplin?re Austausch wurde mit einem ?Speed Dating“-Format gef?rdert: An 6 Tischen traffen sich Personen aus unterschiedlichen Fakult?ten, um sich n?her kennenzulernen und sich zu ihren Forschungsprojekten auszutauschen.
Was bedeutet nun aber zu und über Nachhaltigkeit zu forschen?
Grunds?tzlich wird zwischen nachhaltigkeitsorientierter Forschung und nachhaltiger Forschung bzw. nachhaltigen Forschungsprozessen unterschieden. Unter nachhaltigkeitsorientierter Forschung wird Forschung zu sozial-?kologischen Problemen verstanden. Auf Basis aktueller Ereignisse, gesellschaftlicher Diskurse, politischer Entscheidungen und mit Blick auf die eigenen wissenschaftlichen Fachdiskurse k?nnen entsprechende Forschungsbedarfe zu Nachhaltigkeit identifiziert werden. Das BMBF hat dazu beispielsweise die FONA-Strategie entwickelt, die Forschungsvorhaben zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN f?rdert.
Daneben werden unter dem Thema Nachhaltigkeit im Forschungsprozess die Rahmenbedingungen betrachtet, unter denen Forschung stattfindet. Das kann die Reflexion der Reiset?tigkeit, die Gestaltung von Experimenten, Feldversuchen und Umfragen sein. Aber auch die Betrachtung von Rechnerleistungen sowie die Beschaffung, Betrieb und Nutzung von Ger?ten im Rahmen von Forschungsvorhaben kann darunter gefasst werden. Dazu hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bereits einen Leitfragenkatalog erstellt, der eine Orientierung bieten kann. Neben diesen beiden Schwerpunkten ist aber auch die Kommunikation von Forschungsergebnissen und Forschungspraktiken ein essenzielles Element eines ge-lungenen Konzepts zur Nachhaltigkeitsforschung.
Fazit
Abschlie?end l?sst sich sagen, dass eine derartige Veranstaltung sicher kein Einzelfall bleiben wird. Für alle Teilnehmenden war es bereichernd, aus der eigenen ?Bubble“ in andere Disziplinen an der UR einzutauchen und ein Gefühl für die verschiedenen Ans?tze in den unterschiedlichen Fakult?ten zu entwickeln. An der bereits genannten Feedback-Wall fanden sich am Ende des Tages Anfragen für mehr Vernetzung, Kontaktdaten sowie Inhalte der Pr?sentationen als auch der Wunsch die Veranstaltung für interessierte Studierende zu ?ffnen. Organisiert wurde das ?Forum for Sustainability“ durch ein Organisationskomitee bestehend aus Prof. Dr. Fabian Kindermann (Vorsitz), Prof. Dr. Rupert Huber, Prof.in Dr. Petra Jansen, Prof. Dr. Werner Kunz und Prof.in Dr. Christine Ziegler. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Green Office und dem Nachhaltigkeitsbeauftragten der Universit?tsleitung, Prof. Dr. Andreas Roider, durchgeführt und von der IREBS Immobilienakademie unterstützt.
Kontakt aufnehmen
Prof. Dr. Fabian Kindermann
Tel.: +49 941 943 2711
E-Mail: fabian.kindermann@ur.de
www.fabian-kindermann.de